Meine Seele Senket Sich


Meine Seele senket sich
hin in Gottes Herz und Hände,
und erwarter ruhiglich
seiner Wege Ziel und Ende,
;iegt sein stille, nacht und bloß
in des liebsten Vaters Schooß.

Meine Seele murret nicht,
ist mit Allem wohl zufrieden;
was der eigne Wille sprict,
ist zum Tode schon beschieden;
was die Ungeduld erregt,
ist in Christi Grab gelegt.

Meine Seele sorget nicht,
will vielmehr an nichts gedenken,
was gleich spitzen Dornen sticht,
und den Frieden nur kan kränken:
Sorgen hört dem Schöpfer zu;
meine Seele sucht nur Ruh.

Meine Seele grämt sich nicht,
liebt hingegen Gott im Leiden;
Kummer, der das Herze bricht,
trifft und ängster nur die Heiden:
wer Gott in dem Schooße liegt,
bleibt in aller Noth vergnügt.

Meine Seele klaget nicht,
denn sie weiß von keinen Nöthen,
hangt an Gottes Angesicht,
auch alsdann, wenn er will tödten:
wo sich Fleisch und Blut beklagt,
wird das Freudenlicht verjagt.

Meine Seel ist still zu Gott,
und die Zunge bleibt gebunden:
also hab ich allen Spott,
alle Marter überwunden,
bin gleich wie ein stilles Meer,
voll von Gottes Preis und Ehr.